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Nachhaltig reisen – Wie geht das eigentlich?

Das Bewusstsein für die eigene Umwelt und damit der Wunsch, selbst Verantwortung zu übernehmen, hat bei vielen von uns in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Plötzlich wird öffentlich über Klimawandel und globale Erwärmung diskutiert und wir machen uns Gedanken darüber, wie unser ökologischer Fußabdruck eigentlich so aussieht.

Nachdem wir uns – und ich zähle mich dazu – auf die Schulter geklopft haben, weil wir viele Dinge wie Mülltrennung, Fahrrad statt Auto und weitestgehenden Plastikverzicht bereits vorbildlich umsetzen, wird uns bewusst, dass wir auf eine Sache allerdings gar nicht so gern verzichten möchten: das Reisen.

Das haben auch Reiseveranstalter und Hotels festgestellt und Ökotourismus, Nachhaltigkeit und bewusstes Reisen zu neuen Buzzwords der Tourismusbranche gemacht. Aber was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu reisen und wie lässt es sich umsetzen?

Nachhaltig reisen – Definition

Nachhaltigkeit stützt sich im Allgemeinen auf die drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Das bedeutet, dass nicht nur die Umwelt durch Touristenhorden möglichst wenig beeinträchtigt werden sollte, sondern der Tourismus vor Ort ebenso einen positiven Nutzen für die lokale Bevölkerung bringen muss, statt zusätzliches Geld in internationale Hotelkonzerne zu spülen. Es geht darum, die Natur und die Kultur eines Landes zu schützen, so dass jeder vom Tourismus profitiert und Lebensräume trotzdem erhalten bleiben.

Wie geht nachhaltiges Reisen?

Soweit die Theorie, aber was bedeutet das für Deine zukünftigen Reisen? Buchst Du kleine Hotels, die von Locals geführt werden, statt großer Resorts, bleibst beim Wandern auf vorgeschriebenen Wegen und nimmst Deinen Müll wieder mit nach Hause, machst Du schon einiges richtig. Hier habe ich noch weitere Tipps für Dich, wie Du von jetzt an beim Reisen nicht nur Dich selbst, sondern auch Deine Umwelt glücklich machst.

1. Vermeide (Plastik-) Müll

Zugegeben, es ist oft nicht ganz leicht, auf Reisen den Müll genauso gering zu halten, wie zu Hause. Das fängt oft schon damit an, dass es in vielen Ländern nicht empfehlenswert ist, Wasser aus der Leitung zu trinken. Alternativ kannst Du aber einen großen 10-Liter Wasserkanister kaufen und damit zumindest in in Deiner Unterkunft Wasser in Deine eigene Trinkflasche abfüllen. So verbrauchst Du weniger Plastik, als wenn Du jeden Tag eine neue Flasche kaufst.

In vielen Ländern ist es völlig normal, Deinen Einkauf in unzählige, winzige Plastiktüten aufzuteilen. Das vermeidest Du, indem Du auch im Urlaubsland immer Deine eigene Tasche zum Einkaufen mitbringst.

Clean-Up Kampagnen

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlägst Du, wenn Du Dich vor Ort an sogenannten Clean-Up Kampagnen beteiligst und gemeinsam mit anderen Reisenden den Müll am Strand oder im Meer aufsammelst. Damit befreist Du die Natur nicht nur für den Moment von Abfall, Du bist außerdem ein Vorbild für die Locals, ohne zu belehren oder mit dem Finger zu zeigen.

Viele Einheimische können gar nicht wissen, welche Auswirkungen es hat, wenn Sie ihren Müll einfach in die Natur werfen. Plastikverpackungen und verarbeitete Lebensmittel gibt es in den meisten Ländern erst seit vergleichsweise kurzer Zeit und sie werden so gut wie immer importiert. Menschen, die schon immer von natürlicher Nahrung gelebt haben und Überreste, wie Bananenschalen, die sich selbst kompostieren, in der Natur entsorgen konnte, werden eine Zeit brauchen um zu verstehen, warum das mit anderen Verpackungen vielleicht keine so gute Idee ist.

2. Sag NEIN zu Tierquälerei

Safaris, Elefantencamps, Pferdekutschen – für viele Menschen gehören Tiere als Touristenattraktion zu den aufregendsten Erlebnissen ihres Urlaubs. Dabei gilt es, ganz genau hinzuschauen, was wirklich dem Tierwohl dient – oder zumindest niemandem schadet – und was Tierquälerei ist. Viele Reiseländer haben sehr lasche Tierschutzgesetze und Tiere, die bei Touristen für Unterhaltung sorgen sollen, werden oft unter grausamen Bedingungen gehalten oder trainiert.

Einen großen Bogen machen solltest Du um Tiere, die in Parks oder sogar in der Fußgängerzone angekettet sind, damit Urlauber ein Foto mit ihnen machen können. Genauso ist es mit Pferden, Eseln, Elefanten oder anderen Reittieren, die oft ohne Futter oder Wasser in der prallen Sonne stehen und darauf warten müssen, den nächsten faulen Touristen einen Berg hoch zu schleppen. Auch Sea World und vergleichbare Shows mit Delfinen oder anderen Tieren und selbst das Schwimmen mit Delfinen in abgesperrten Pools sind alles andere als artgerecht und sollten um keinen Preis unterstützt werden. Solange es immer noch Menschen gibt, die für diese Dinge Geld bezahlen, werden auch die Tiere weiterhin ausgebeutet werden.

Eine andere Sache sind professionell durchgeführte Safari-Touren oder der Besuch von offiziell anerkannten Rescue Camps für Wildtiere. Die Mitarbeiter sind geschult im Umgang mit den Tieren, achten darauf, dass ein Besucherlimit eingehalten wird und die Tiere durch die Touristen nicht gestört werden. Außerdem kommen Eintrittsgelder und Gebühren direkt den Tieren zugute. Informiere Dich vorher aber genau über den jeweiligen Anbieter. Viele Organisationen werben inzwischen unter dem Deckmantel des Tierschutzes (oft der Fall bei Elefantencamps in Thailand), obwohl die Tiere dort selbst schlecht gehalten und teilweise misshandelt werden. Empfehlenswerte Alternativen erkennst Du daran, dass folgende Dinge NICHT erlaubt sind:

  • reiten
  • baden (besonders wenn es in einem abgesperrten Bereich mit Dutzenden von Touristen stattfindet und die Tiere keine Rückzugsmöglichkeit haben)
  • generell direkter Kontakt zu den Tieren

3. Unterstütze lokale Einrichtungen

Lasse Dein Geld während Deiner Reise am besten direkt bei den Einwohnern vor Ort und vermeide All-inklusive Hotels, Restaurantketten oder andere internationale Unternehmen. Auch wenn sie Arbeitsplätze vor Ort schaffen – die Löhne sind in vielen Ländern sehr gering und den Angestellten bleibt von dem, was Du bezahlst, oft am wenigsten.

Besser ist es, bei dem kleinen Laden um die Ecke einzukaufen und beispielsweise jeden Tag ein neues Restaurant auszuprobieren, um Dein Geld möglichst gut zu verteilen. Wähle kleine, inhabergeführte Hotels für Deine Übernachtung oder buche direkt einen Homestay, bei dem Du mit einer einheimischen Familie zusammenwohnst. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Du die Menschen vor Ort direkt unterstützt – Du lernst außerdem selbst viel mehr über die Kultur und Geschichte eines Landes.

4. Werde achtsamer beim Fliegen

Eine der größten Umweltsünden, die Du als einzelne Person begehen kannst, ist das Fliegen. Ein Flug von London nach Paris setzt beispielsweise soviel CO2 frei, wie die Produktion von 750 Plastikflaschen. Ein Flug von Deutschland in die USA sogar schon so viel, wie Du einsparen würdest, wenn Du ein Jahr komplett vegan leben würdest (weitere Gründe für eine pflanzliche Ernährung findest Du hier).

Die konsequenteste Variante wäre natürlich, komplett auf das Fliegen zu verzichten. Kannst Du Dir das nicht vorstellen, gibt es immerhin einige Alternativen, um Deine Emissionen einigermaßen auszugleichen.

Grundsätzlich solltest Du Dir vornehmen, innerhalb eines Kontinents ausschließlich über Land, das heißt per Zug oder Fernbus, zu reisen. Dadurch sparst Du nicht nur CO2, Du bekommst außerdem ein viel besseres Gefühl für Land und Leute um Dich herum. Als Faustregel gilt: bei Reisen unter 800 km solltest Du überhaupt nicht darüber nachdenken, das Flugzeug zu nehmen, sondern direkt auf alternative Transportmöglichkeiten setzen.

CO2 kompensieren

Steigst Du dann doch ins Flugzeug, kannst Du dein schlechtes Gewissen beruhigen, indem Du Dir von Plattformen wie Atmosfair Deinen jeweiligen CO2-Ausstoß berechnen lässt und ihn ausgleichst, indem Du die berechnete Summe direkt auf der Atmosfair-Seite zahlst. Das Geld wird für verschiedene Klimaschutzprojekte verwendet, die sich meist mit der Umsetzung von erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern beschäftigen. Somit tust Du wenigstens etwas dafür, dass alternative Ressourcen geschaffen werden, die in Zukunft dafür sorgen, dass weniger Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Für einen Flug von Deutschland nach Mexiko würdest Du beispielsweise 130 Euro spenden.

Saubere Kraftstoffe

Eine CO2-Kompensation, die eigentlich nur eine Geldspende ist, die Du auch aufwenden könntest, ohne ins Flugzeug zu steigen, ist natürlich keine echte Alternative – auch wenn es eine gute Sache ist.

Langfristig wird sich der CO2-Ausstoß allerdings nur verringern, wenn eine Möglichkeit gefunden wird, Flugzeuge mit reineren Treibstoffen fliegen zu lassen. Auch wenn diese ebenfalls noch der Umwelt schaden – der Ausstoß wird dadurch wesentlich geringer.

Auf Plattformen wie Flightnook kannst Du Dir Deinen CO2-Ausstoß für den jeweiligen Flug ebenfalls berechnen lassen. Statt die von Dir gezahlte Summe in Umweltprojekte zu investieren, kauft Flightnook allerdings sauberen Treibstoff, hergestellt aus Abfallprodukten und bringt ihn an den nächstgelegenen Flughafen. Du erhältst später einen Bericht darüber, welche Maschine mit dem von Dir gezahlten Treibstoff geflogen ist.

5. Wähle Dein Reiseziel bewusst

Das fängt bei dem Reiseland, für das Du Dich entscheidest an und endet bei der Unterkunft. Bevor Du buchst, solltest Du Dir die Frage stellen, wie überlastet die Infrastruktur eines Landes durch den Tourismus bereits ist. Ein gutes Beispiel für Übertourismus ist Venedig, wo unzählige Kreuzfahrtschiffe bereits viele der schmalen Wasserwege zerstört haben.

Der Tourismus ist so verteilt, dass 80% der Reisenden nur 20% der Destinationen besuchen. Vermeide also bewusst, typische Touristenorte, beliebte Instagram Spots und suche eher nach Reisezielen, die noch auf den Tourismus angewiesen sind.

Auch bei der Wahl der Unterkunft solltest Du darauf achten, wie umweltfreundlich dort gehandelt wird. Wird recycelt? Werden erneuerbare Energien genutzt? Auf Book it Green kannst Du herausfinden, wo Du solche Unterkünfte findest.

6. Verhalte Dich fair

Viele Menschen scheinen, selbst wenn sie sich zu Hause einigermaßen umweltbewusst verhalten, im Urlaub alle guten Vorsätze über Bord zu werfen. Dabei reicht es völlig, sich an einige allgemeine Verhaltensregeln zu halten, um der Umwelt im jeweiligen Reiseland nicht unnötig zu schaden.

  • Bleib auf gekennzeichneten Wegen, wenn es ausdrücklich verboten ist, sie zu verlassen. Auch wenn unterwegs gerne mal das Pfadfinder-Gen in Dir zum Vorschein kommt – es gibt einen Grund, warum man an manchen Orten nicht wild in der Gegend herumtrampeln sollte. Weil Du damit nämlich Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstören könntest.
  • Kümmere Dich um deinen Müll. Natürlich solltest Du auch auf Reisen versuchen, so wenig wie möglich davon zu produzieren. Wenn Du Müll entsorgen musst, dann tu das aber in einem Mülleimer und nicht auf der Straße oder im Wald.
  • Wie zu Hause kannst Du auch unterwegs darauf achten, so wenig wie möglich Wasser und Strom zu verbrauchen (auch wenn Du dort nicht extra dafür bezahlen musst) und öffentliche Verkehrsmittel statt Taxis zu benutzen.
  • Anpassen ist, zumindest auf Reisen, eine sehr gute Idee. Dazu gehört es, die Kultur eines Landes zu respektieren und sich entsprechend zu kleiden oder zu verhalten. Auch bei Bildern, die Du während Deiner Reise machst, sollest Du aufpassen. Andere Menschen, besonders Kinder, ungefragt zu fotografieren und diese Bilder später am besten auch noch im Internet zu posten, ist ein absolutes No-go.

Noch ein Tipp zum Bilder posten: Verzichte hin und wieder auf das Geo-Tagging in Deinen Posts. Vor allem dann, wenn Du an Orten in der Natur bist, die bisher noch nicht vom Tourismus überrannt wurden, die aber wunderschön sind – behalte die genaue Location einfach für Dich, damit das auch noch eine Weile so bleibt.

7. Geld sparen – Welt retten

Glücklicherweise reist Du automatisch oft umweltfreundlicher, wenn Du sparsam unterwegs bist. Mit begrenztem Budget greift man eben eher mal auf öffentliche Verkehrsmittel, regionales Essen vom Straßenstand und Homestay zurück.

Willst Du Geld sparen, wirst Du die meisten Reiseziele außerdem nicht gerade in der Hauptsaison besuchen und tust auch damit etwas Gutes. Verteilen sich die Touristen gleichmäßig über das Jahr und konzentrieren sich nicht nur auf zwei bis drei Monate, kommt das sowohl der Umwelt, als auch den lokalen Geschäften zugute.

Auf der anderen Seite zieht Billigtourismus aber immer auch mehr Menschen an, als ein Land vertragen kann. Auf Mallorca gehen Einheimische regelmäßig auf die Straßen, um gegen Massentourismus zu protestieren, der ihnen Umweltprobleme, überfüllte Strände, unbezahlbaren Wohnraum und Trinkwasserknappheit beschert, ohne dass ein nennenswerter Anteil des Reisepreises bei ihnen ankommt.

8. Bleib noch ein bisschen

Die gute Nachricht für alle Langzeitreisenden und digitale Nomaden: Es ist wesentlich leichter, Dich landeskonform zu verhalten, wenn Du längere Zeit an einem Ort verbringst. Du hast bessere Kontakt vor Ort, lernst Dich anzupassen und zu verstehen, warum es gut ist, dass nicht überall alles gleich läuft.

Dieser Artikel entstand in freundlicher Kooperation mit Flightnook.

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