In einer Zeit, in der jeder ohne großen Aufwand und jederzeit Urlaubsschnappschüsse mit dem Handy macht und anschließend mit seinen Followern auf Instagram und Facebook teilt, wird es immer schwieriger, mit guten Bilder aus der Masse hervorzustechen. Aber auch Fotos für Dein ganz privates Album, die nie das Licht der sozialen Medien erblicken sollen, sind meist tolle Erinnerungen. Je genauer sie die Situation wiedergeben, an die Du Dich erinnern willst, desto besser. Dafür musst Du aber nicht nur eine gute Kamera besitzen, mit der Du Dich auskennst – Du solltest auch zumindest ein Grundwissen in Sachen Licht und Komposition mitbringen. Ich habe vor einigen Jahren bei Null angefangen und seitdem meine Kameras, wie auch meine Fototechniken immer weiter verbessert und möchte Dir einfach ein paar Tipps für Deine Reisefotografie weitergeben.
Möchtest Du wissen, mit welcher Ausrüstung ich auf meinen Reisen Bilder mache? Dann lies erst einmal meinen Bericht über die perfekte Fotoausrüstung auf Reisen.
1. Reisefotografie Grundlagen
Das Wichtigste ist, dass Du Dir eine gute Kamera zulegst, die Du auch bedienen kannst. Zur Not kannst Du natürlich auch einfach mit dem Smartphone Bilder machen, allerdings ersetzt das Ergebnis niemals eine gute Kamera. Wenn Du also von einem Ort oder Reise wirklich gute Bilder haben möchtest, solltest Du Dir eine gute Spiegelreflex- oder Systemkamera zulegen und am besten schon vorher ein kleines Probeshooting absolvieren. Der Automodus wird Dir zwar in vielen Fällen gute Ergebnisse liefern, aber eben nie die besten.
Achte allerdings darauf, dass weder die Kamera, noch das Zubehör zu schwer oder unhandlich ist und dass Du nicht zu viel mit Dir herumschleppst. Reisefotografie soll Dir ja hauptsächlich Spaß machen und Dich nicht an Deiner eigentlichen Reise hindern.
2. Geh mit dem Licht
Die beste Kamera wird Dir wenig nützen, wenn die Lichtverhältnisse nicht stimmen. Harte Schatten während der Mittagssonne wirst Du später mit keinem Bildbearbeitungsprogramm entfernen können. Nutz daher lieber das meist viel schönere und weichere Licht der Morgen- oder Abenddämmerung. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass dann an beliebten Orten sowieso weniger los ist und Du zusätzlich viele fremde Menschen auf Deinen Bildern vermeidest.
3. Offene Blende
Je weiter sich das Objektiv Deiner Kamera öffnen lässt, desto mehr Licht kann einfallen und desto schneller kannst Du die Verschlusszeit einstellen, ohne dass Dein Bild zu dunkel wird. Versuch also immer zunächst mit Blende und Verschlusszeit zu arbeiten, bevor Du den ISO-Wert der Kamera erhöhst. Je niedriger die Zahl vor dem f, desto weiter ist die Blende geöffnet. Während Du mit Zoom-Objektiven meist nur bis 2.8 öffnen kannst (bei sehr teuren Objektiven), öffnen Objektive mit Festbrennweite schon bis zu 1.0 und ermöglichen Dir damit Tiefenschärfe, also ein scharfes Motiv mit verschwommenem Hintergrund (wer den Effekt mag).
4. Bevorzuge manuelle Einstellungen
Vertrau besser nicht auf den Autofokus, außer es muss wirklich schnell gehen. Er fokussiert meist nur die Mitte Deines Bildes und nicht genau das, was Du gern im Fokus hättest. Auch die Einstellungen für Blende und Verschlusszeit nehme ich lieber manuell vor, um sie genau an meine Bedürfnisse anzupassen.
5. Benutze ein Stativ
Sobald die Lichtverhältnisse nicht mehr optimal sind, solltest Du auf ein Stativ zurückgreifen. Du musst die Verschlusszeit weit heruntersetzen, damit genügend Licht einfällt und ohne Stativ ist es fast nicht zu schaffen, dass das Bild dadurch nicht verschwimmt. Versuche auch lieber gar nicht erst, das Problem durch einen höheren ISO lösen zu wollen. Du wirst es bereuen, sobald Du das Bild in guter Auflösung benötigst und es komplett verrauscht ist.
6. Ausprobieren was funktioniert
Ich gebe zu, seit ich ein Kind habe sieht Reisefotografie bei mir eher so aus: „Oh, schönes Motiv. Ich schieße schnell mal drei Bilder innerhalb von drei Sekunden und hoffe, dass eins davon etwas geworden ist.“ Feststellen werde ich das sowieso erst abends, wenn es zu spät ist, da zum Kontrollieren keine Zeit mehr bleibt.
Theoretisch solltest Du aber so viel wie möglich herumprobieren und ein bestimmtes Motiv möglichst oft aus verschiedenen Winkeln und Perspektiven fotografieren. Teste, wie es von weiter weg aussieht, von unten oder schräg oben – so bekommst Du schnell ein Gefühl dafür, was in welcher Situation am besten funktioniert und Du hast hinterher eine schöne Auswahl an Bildern.
7. Sei nicht faul
Ich bin selbst oft in der Versuchung, einfach schnell das Smartphone aus der Tasche zu ziehen und in der Zeit, die ich allein zum Einschalten der Kamera bräuchte, zehn verschiedene Bilder zu machen. Ich überlege es mir aber meist anders, wenn ich an das Ergebnis denke. Nimm Dir die Zeit, die richtige Position zu finden, frag andere Menschen, ob sie ein Stück zur Seite rücken würden. Es kostet Dich nur ein paar Minuten mehr und kann den Unterschied zwischen einem mittelmäßigen und einem spektakulären Foto ausmachen.
8. Nicht blitzen & nicht zoomen
Das waren zwei der ersten Regeln, die ich lernen musste, als ich mit dem Fotografieren angefangen habe. Durch einen Blitz sieht ein Bild niemals gut aus. Nie. Egal, wie dunkel es sein mag. Im Gegenteil – je dunkler die Umgebung, desto schlimmer macht der Blitz das Bild. Versuche also, wenn möglich, mit Stativ und Belichtung zu arbeiten.
Auch das Zoomen solltest Du eher sparsam einsetzen. Deshalb bin ich auch ein großer Fan von Objektiven mit Festbrennweite. Du solltest immer daran denken, dass zoomen nicht denselben Effekt hat, wie näher an ein Objekt heranzugehen. Je mehr Du zoomst, egal, in welche Richtung, desto mehr wird das Objekt im Fokus verzerrt und der Hintergrund verändert sich. Die naturgetreuste Nachbildung mit einer Vollformat-Kamera erreichst Du mit einem Festbrenn-Objektiv von 50 Millimetern.
9. Den Spaß nicht verlieren
Es gibt Tage, da habe ich weder Lust darauf, Bilder zu machen, noch selbst im Bild zu sein, weil ich gerade einfach den Augenblick genießen möchte. Das ist hinterher manchmal ärgerlich, besonders wenn die Umgebung oder die Atmosphäre gerade wirklich schön waren, aber dann lasse ich es auch. Man sieht es den Bildern hinterher sowieso an, wenn sie halbherzig geschossen wurden. Auch wenn es bei der Reisefotografie hauptsächlich darum geht, schöne Erinnerungen festzuhalten – manche Momente können eben so nur in Deinem Kopf gespeichert werden.
10. Respekt
Besonders bei der Reisefotografie ist es sehr verführerisch, die Menschen eines Landes in traditioneller Kleidung oder während typischer Arbeiten zu fotografieren. Fotografiere aber nie eine andere Person ungefragt. Mal davon abgesehen, dass Du diese Fotos schon per Gesetz sowieso nicht veröffentlichen dürftest – Du möchtest schließlich auch nicht als Porträt auf fremden Kameras oder Social Media Accounts landen. Fragst Du dagegen höflich, ob Du ein Bild machen darfst, sind die meisten Menschen sofort einverstanden und freuen sich über das Interesse. So erfährst Du oft sogar noch etwas über die Geschichte Deines Gegenübers.
11. Bildbearbeitung
Der Sinn der Bildbearbeitung sollte es nicht sein, dass das Bild hinterher bearbeitet aussieht, sondern dass es eben genau das wiedergibt, was Du in der Realität gesehen hast. Durch Deine Kamera werden Farben und Kontraste verändert und die gilt es, wieder herzustellen. Um zwischendurch bestimmte Effekte zu erzielen, kannst Du es natürlich auch mal ein bisschen übertreiben, aber da ich meine Fotos eher als Reiseinspiration benutze, halte ich sie gern so natürlich wie möglich. Dafür reicht mir meist die Lightroom App fürs Smartphone. Die wenigsten meiner Bilder landen überhaupt auf dem Computer, bevor sie veröffentlicht werden.
12. Es gibt keine Regeln
Vielleicht zieht Dein Motiv mehr Aufmerksamkeit auf sich, wenn Du es im Goldenen Schnitt platzierst, vielleicht möchtest Du aber auch das gerade nicht. Manchmal hat ein überbelichtetes Bild dagegen einen ganz besonderen Reiz. Gegen die offiziellen Regeln des Fotografierens zu verstoßen, muss nicht immer schlecht sein. Es gibt allerdings gewisse Sachen, die nie gut auf Bildern aussehen. Abgeschnittene Füße oder Schnitte direkt an Knie oder Ellbogen und ein schiefer Horizont sind nur einige Beispiele. Ansonsten lass Dich aber nicht festnageln und mach das, was für Dich am besten funktioniert.